Wandertrends
Wandertourismus - Trends und Chancen auf dem Wandermarkt
Von Michael Hahl
1.1 Wandertourismus auf neuen Wegen
In den 1990er Jahren begann eine Marburger Forschergruppe um Dr. Rainer Brämer die Freizeitaktivität Wandern und die Bedürfnisse des modernen Wanderers unter sozialwissenschaftlicher Perspektive zu untersuchen. Aus repräsentativen Befragungen, die jährlich unter dem Titel „Profilstudien Wandern“ ausgewertet wurden, konnten Qualitätskriterien für eine zeitgemäße Wanderinfrastruktur entwickelt werden. Die Marburger Forscher waren damit maßgebliche Pioniere dieses vor allem für die Tourismuswirtschaft bedeutenden Aufgabenfeldes; ihre Tätigkeit mündete in die Gründung des Deutschen Wanderinstituts, das bis heute für die mit dem Wandersiegel zertifizierten „Premiumwege“ verantwortlich zeichnet.
„Im Mittelpunkt einer Wanderung steht heute nicht mehr das Zurücklegen möglichst großer Strecken oder die Erweiterung des Bildungshorizontes, sondern das individuelle, möglichst singuläre Erlebnis. (...) Daher muss sich das Erlebnis gewissermaßen von allein entlang des Wanderweges entfalten. Für die Wanderwegeplaner und -betreuer heißt das, potenzielle Erlebniskonfigurationen bereits gezielt vorwegzunehmen und zu optimieren sowie das Wanderleitsystem so narrensicher zu gestalten, dass der Wandergast nicht vom eigenständigen Entdecken der Erlebniselemente abgelenkt wird. (...) Die Inszenierung besteht darin, vorhandene Landschaftssegmente zu optimalen Touren zusammenzufügen. (...) Schöne Landschaften sind Landschaften, in denen es uns instinktiv gut geht, weil wir uns dort als Naturwesen sicher fühlen. Sobald wir in die Natur hinausgehen, werden auch beim Hightechbürger die alten Instinkte wieder lebendig.“
Quelle: Dr. Rainer Brämer, http://wanderforschung.de/
Die neuen Perspektiven flossen auch in eine ausführliche Studie unter dem Titel „Qualitätsoffensive Wandern“ ein, die vom Deutschen Wanderverband in Kooperation mit dem Deutschen Tourismusverband im Jahr 2003 herausgegeben wurde. Auf der empirischen Grundlage der Marburger Forscher wurden Gütekriterien für Wanderwege, wanderfreundliche Gastgeber und Wanderprospekte zusammengetragen. Wolfgang Clement, der damalige Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, weist im Vorwort auf das ökonomische Wertschöpfungspotenzial des Wandertourismus insbesondere für die deutschen Mittelgebirge hin. „Zur Stärkung dieses Marktsegments“, so Clement, „bedarf es einer konsequenten Qualitätsverbesserung des wandertouristischen Angebotes, um den Ansprüchen der heutigen „Wanderklientel“ gerecht zu werden“ (vgl. Studie „Qualitätsoffensive Wandern“, Langfassung, S.1).
Der Praxisleitfaden der „Qualitätsoffensive Wandern“ war eine weitere wichtige Wegmarke zur Güteentwicklung im deutschen Wandertourismus, die beim Wanderverband mit dem Projekt „Wanderbares Deutschland“ unter der Leitung von Erik Neumeyer untermauert wurde. – Vergleichbar mit den „Premiumwegen“, wenn auch nicht ganz so strengen Bewertungskriterien unterworfen, verläuft die überwiegende Strecke der „Qualitätswege“ des Deutschen Wanderverbands auf Naturboden und schmalen Pfaden, die Wegeattraktivität wird bestimmt von Naturschönheiten, landschaftlicher Abwechslung, Fernblicken, Sehenswürdigkeiten und kulturellen Besonderheiten, und perfekte Markierung und Ausschilderung gehören zur Grundausstattung.
„Qualitätsweg Wanderbares Deutschland - Gütesiegel für Wanderwege Wandern liegt im Trend. (...) Doch wie steht es mit der Qualität beim Wandern? Entspricht das Angebot den gestiegenen Ansprüchen der attraktiven Wanderklientel? Das Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ legt deutschlandweite Standards für Wanderwege fest und bringt dreifachen Nutzen für den Wandertourismus:
- Die Qualität der Wegeinfrastruktur wird in den Regionen thematisiert und nachhaltig verbessert. Es entsteht regionale Wanderkompetenz.
- Der Wandergast bekommt eine Orientierungs- und Entscheidungshilfe für seine Reiseentscheidung.
- Die Wanderdestinationen können das Qualitätszeichen als Wettbewerbsvorteil in der Vermarktung des wandertouristischen Angebotes nutzen und sich als Qualitätsmarke profilieren.“
Quelle: http://www.wanderbares-deutschland.de/pdf/Flyer_Qualitaetsweg.pdf
Mit der neuen Wanderforschung waren die Zeichen der Zeit klar: Das „Wandern“ war längst aus dem „Kniebundhosen-Image“ herausgewachsen, hatte neue, für den Tourismusmarkt wichtige Zielgruppen erreicht, neue Trends geprägt und benötigte dringend eine umfassende Qualitätsentwicklung auf vielen Ebenen. Seither ist viel geschehen; heute werben schon zahlreiche Mittelgebirgsregionen mit ihren zertifizierten Mehrtages- oder Tagesstrecken, ausgewiesen entweder als „Premiumwege“ vom Deutschen Wanderinstitut oder als „Qualitätswege“ vom Deutschen Wanderverband. Die Zertifikate haben die wichtige Aufgabe, dem Wandergast Qualitätsgarantien zu signalisieren.
Der Wandergast sucht „nach möglichst harten wandertouristischen Qualitätsindizien. Hier liegt die entscheidende Chance für den Inlandstourismus: Er muss dem Gast die Sicherheit vermitteln, in besten Händen zu sein. Und das kann er durch nichts überzeugender als durch handfeste Qualitätsgarantien. Sie sind das entscheidende Kontaktelement zwischen Touristikern und ihren Kunden, die sich ansonsten kaum begegnen.“ Dr. Rainer Brämer, Quelle: http://wanderforschung.de/files/wandeu02kz1236017693.pdf
Weitere Informationen zum Thema (zuletzt abgerufen im April 2009): http://www.wanderverband.de/http://www.wanderbares-deutschland.de/http://www.wanderinstitut.de/</a
1.2 Wanderfreundliche Gastgeber und Unterkünfte
Zu hochwertigen Wandererlebnissen gehören auch wanderfreundliche Einkehrmöglichkeiten und Unterkünfte, die den gewachsenen Ansprüchen der Wanderer mit einem erhöhten und gesicherten Qualitätsniveau begegnen. Um dem Wanderer Orientierungslinien zu ermöglichen, wurde vom Deutschen Wanderverband ein spezieller Zertifizierungsprozess mit dem Gütesiegel „Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“ entwickelt.
„Unter dem Motto “Wanderer herzlich willkommen” möchten wir Ihnen wanderfreundliche Unterkünfte vorstellen. Denn Wandern heißt nicht nur sich in der Natur erholen, sondern auch genießen. Dabei spielen die Unterkunft, die Herzlichkeit der Gastgeber, Serviceleistungen und gute Tipps, die der Wanderer vor Ort erhält, eine große Rolle. (...) Gäste werden auch nur für eine Nacht aufgenommen, auf Wunsch wird das Gepäck zur nächsten Unterkunft transportiert. Ortskundige Mitarbeiter informieren über interessante Touren in der Region, manchmal bietet der Chef auch persönlich eine Wanderung an. Hol- und Bringdienste zum Ausgangpunkt Ihrer Wanderung sind ebenso selbstverständlich wie ein Lunchpaket für den langen Wandertag. Damit Sie hierauf vertrauen können, hat der Wanderverband Qualitätskriterien entworfen, denen die Unterkünfte sich verschrieben haben.“
Quelle: http://www.wanderverband.de/html/unterkunfte.html
Quelle: http://www.wanderbares-deutschland.de/Qualitätsgastgeber
1.3 Genuss und Gesundheit - Individualität und „Selfness“
1.4 Die Wanderforschung geht weiter
Informationen zur Grundlagenstudie (zuletzt abgerufen im April 2009): http://www.wanderverband.de/PM_1_Start_Grundlagenstudie_6_1_09.pdfhttp://www.eti.de/cgi-bin/cms
1.5 Wandermarkt heute: Marketing, Inszenierung, Ranking
---------------------------------------------------------------