Wüstgefallenes Odenwalddorf

von Michael Hahl

"Ferdinandsdorf im Fokus umweltgeschichtlicher Betrachtungen" lautet der Titel eines von mir in den letzten Wochen vorbereiteten Fachbeitrags, der ab Anfang 2016 in einer historischen Schriftenreihe veröffentlicht werden soll.

 

Dafür greife ich die Fragestellung auf, warum gerade Ferdinandsdorf zu denjenigen Siedlungen gehörte, die im 19. Jahrhundert wüstfielen, während die meisten Odenwalddörfer die dort kaum minder schrecklichen Armutsjahre dennoch als Siedlung überdauerten: Wodurch war Ferdinandsdorf verwundbarer? Und warum konnten das verfügbare Agrarland und die zugänglichen Ressourcen die Menschen in ihrer Umwelt hier nicht mehr ernähren? Der Beitrag ist geographisch motiviert, aber interdisplinär angelegt und greift Themenfelder wie naturräumliche Ausstattung, das Tragfähigkeitskonzept, die Bedeutung der Allmende, Aspekte der Klimageschichte sowie Wechselwirkungen der Mensch-Umwelt-Interaktion auf.

 

Die Geschichte des Odenwaldes ist auch eine Umweltgeschichte. Sofern es mir mit dem jetzt als Manuskript vorliegenden Beitrag gelingt, aus den Überlegungen zum Niedergang Ferdinandsdorfs einige Fragmente als Lehre für die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer eigenen Zeit zusammen zu stellen, so wäre das ganz im Sinne einer vernetzten umweltgeschichtlichen Perspektive. Letztlich, wie Verena Winiwarter und Hans-Rudolf Bork in ihrem 2014 erschienenen "Plädoyer für Rücksicht und Weitsicht" postulieren, sei der "sicherste Wegweiser in die Zukunft die Lehre aus der Vergangenheit“.  - Nach Erscheinen des Fachbeitrags werde ich an dieser Stelle noch etwas mehr darüber berichten.

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